Im Laufe des Jahres 2006 und 2007 liefen – fast unbemerkt von der Öffentlichkeit – viele Gespräche und Debatten um die Preisgestaltung beim Fairen Handel mit Kaffee. Der Hintergrund dafür war eindeutig: schon seit sehr vielen Jahren war der Mindestpreis für Kaffee nicht angehoben worden. Die Bauernorganisationen beklagten zu Recht, dass sie für eine kostendeckende und nachhaltige Produktion eine deutliche Erhöhung der der Fairhandels-Preise benötigen.
Eine besondere Brisanz erhielt die Diskussion dadurch, dass seit Jahren immer mehr Kaffeekonzerne und Discounter ihre zusätzlichen FairTrade-Kaffees auf den Markt gebracht haben, um auch an diesem wachsenden Marktsegment zu verdienen. Als Siegelnehmer haben sie in der weltweiten Vereinigung der Fairtrade Labelling Organization (FLO), die über die Preise entscheidet, eine deutliche gewachsene Macht.
Auch die letzte Studie der Vereinigung der für den Fairen Handel produzierenden Genossenschaften aus Lateinamerika und der Karibik (CLAC) hat die Forderung nach einer Erhöhung der Preise bestätigt. Im Folgenden ein Ausschnitt aus der aktuellen Veröffentlichung von CLAC:
Im Jahr 2006 gab CLAC eine Studie in Auftrag, um die die Kosten einer nachhaltigen Produktion zu beurteilen und daraus einen Vorschlag zu erarbeiten für ein neues Preisschema (CLAC 2006). Diese Studie wurde den 450 Teilnehmern bei der CLAC - Vollversammlung in der Dominikanischen Republik vorgestellt. Interessengruppen und die Mitglieder der Versammlung diskutierten die Ergebnisse und dann genehmigte die CLAC - Versammlung einen Vorschlag zur Erhöhung der Preise für den FairTrade-Kaffee.
Der Vorschlag von CLAC für angemessene Großhandelspreise wurde bei der CLAC Versammlung im Oktober 2006 in der Dominikanischen Republik folgende Forderungen zur Erhöhung der Preise verabschiedet. Preisforderung für gewaschenen Arabica:
Erstes Jahr (effektiv wirksam) 2007 | Im zweites Jahr (ab 2008) | ||
Konventionell | Bio-Zertifiziert | Konventionell | Bio-Zertifiziert |
US- $ 1,36 / Ib | US- $ 1,56/ lb | US- $ 1,41 / Ib | US- $ 1,71/ Ib (oder 1,81) |
Mindestpreis 1,26 Sozialprämie 0,10 | Mindestpreis 1,26 Sozialprämie 0,10 Bio-Prämie 0,20 | Mindestpreis 1,31 Sozialprämie 0,10 | Mindestpreis 1,31 Sozialprämie 0,10 Bio-Prämie 0,30 |
Dieser Vorschlag wurde dem Aufsichtsrat von FLO (FairTrad Labelling Organization) überreicht. Im März 2007 beschloss der FLO-Vorstand, für jedes Pfund die Sozialprämie eim fairen Handel um US-$ 0,05 zu erhöhen und die Prämie für den Bio-Kaffee ebenfalls um US-$ 0,05. Dieser Beschluss erhöht die Mindestpreise auf US-$ 1,31/Ipound für konventionellen Kaffee und $ 1,46/Pfund für bio-zertifizierten Kaffee (FLO, 2007). FLO kündigte eine zweite Erhöhung für das Jahr 2008 an (siehe Tabelle unten).
Vereinbarte Fairhandelspreise und Prämien ab April 2008 für gewaschene Arabicas
März 2007 | Juni 2008-2010 | ||
Konventionell | Bio-zertifiziert | Konventionell | Bio-zertifiziert |
US-$ 1,31 / lb | US-$ 1,51 / lb | US-$ 1,35 / lb | US-$ 1,55/ lb |
Mindestpreis 1,21 Sozialprämie 0,10 US-$ Erhöhung der Sozialprämie 0,05 US-$ | Mindestpreis 1,21 Sozialprämie 0,10 US-$ Erhöhung der Sozialprämie 0,05 US-$ | Mindestpreis 1,25 Sozialprämie 0,10 US-$ Erhöhung des Mindestpreis um 0,05 | Mindestpreis 1,25 Sozialprämie 0,10 US-$ Bio-Prämie 0,20 US-$ Erhöhung des Mindestpreis um 0,05, des Biopreis um 0,05 |
CLAC beführwortete diesen Preiserhöhung als einen positiven Schritt in die richtige Richtung. Aber CLAC fordert eine bedeutendere Erhöhung, um den abnehmenden Effektivwert aufgrund der Inflation und den steigenden Kosten für die nachhaltige Produktion mit einen angemessenen Verkaufspreis auszugleichen. Eine solche Preiskorrektur sollte begleitet werden durch die Entwicklung eines Mechanismen, um zukünftig solche dramatischen Veränderungen zu vermeidet und den Preis periodisch an die Veränderungen der Kosten einer nachhaltiger Produktion anzupassen.
Das Modell des fairen Handels will einen Markt schaffen, der an den Werten Transparenz, langfristige Beziehungen, Gerechtigkeit und Umweltnachhaltigkeit ausgerichtet ist. Es ist das Ziel, dass diese Werte eine einfache ökonomische und monetäre Beziehung übersteigen. Allerdings hat der laufende Mainstremprozess diese Werte weiter und weiter von jenen entfernt, die bei der Gründung des fairen Handels maßgeblich waren.
Kleine Erzeugergenossenschaften und Verbände haben die Grundlage dafür gelegt, dass der faire Handel einen wertvollen Marktzugang für eine wirtschaftliche und soziale Entwicklung erhalten konnte. Diese Genossenschaften haben die soziale Entwicklung und Förderung von Gemeinschaftsaufgaben gestärkt. Dadurch wurde vielen Kleinbauern und indigenen Bauern die Möglichkeit gegeben, weiter von ihrem Land zu leben und in ihre Bauernhöfe und Ausbildung zu investieren. Diese wichtigen Ansätze waren die ersten Schritte, die getan werden mussten, um vom Überleben zur Nachhaltigkeit zu kommen.
Verschiedene Strategien sind nun notwendig und die Erhöhung der Preise für die Bauern und die Kooperativen ist ein Teil davon, höhere Ernteerträge, eine Diversifizierung der Produktion, der verbesserte Zugang zu Kapital mit zinsgünstigen Krediten, zusätzliche Investitionen in Bildung, Transparenz, Effizienz und den Schutz der Umwelt. Um dieses zu erreichen und zu den Werten zurückzukehren, mit denen der faire Handel begann, fordert CLAC eine Belebung der Partnerschaft mit der Industrie, den Regierungen und den Verbündeten.
Die Grundlagen für dieses Dokument: CLAC 2007. Studie über die Wirkung des Systems des fairen Handels mit Kaffee in Lateinamerika und der Karibik. La Coordinadora Latinoamericana y del Caribe de Pequenos Productores de Comercio Justo.Damit der Faire Handel nicht zu einem reine Marketinginstrument wird, sondern auch weiter einen Beitrag zur Entwicklung von Kleinbauern leistet, ist eine regelmäßige Erhöhung der Mindestpreise für die Rohkaffeepreise im FairTrade-Handel. Erst diese die von CLAC geforderte regelmäßige Anpassung der Preise an die aktuelle Teuerung hilft, dass die Bauernorganisationen nicht von der Marktmacht der großen FairHändler überfahren werden.
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